Der Genuss, ohne Schmerz und Spannung leben zu können, übersteigt das Gefühl, das durch Genussmittel entsteht, um ein Vielfaches. Zu diesem Genuss fühlt man sich hingezogen. Durchsetzungskräfte des spirituellen Geistes ermöglichen uns, die Mauer der lähmenden Gewohnheiten zu durchbrechen, und nun folgen wir unserer inneren Stimme mit gezielter Sicherheit.
Das Bedürfnis, ein schmerzfreies Leben zu führen, hat suchende Menschen seit Jahrtausenden dazu bewegt, potenzielles Leid zu vermeiden und die Angst vor dem Tod zu verlieren. Schmerzvolle Zustände, die wir hauptsächlich selbst zu verantworten haben, destruktive Ängste, die auf mangelnde Wahrnehmung hindeuten, können nicht das Ziel sein, auf das wir uns zubewegen.
Der Weg ist das Ziel – nur eine Ausrede?
„Der Weg ist das Ziel“, diese Redensart erscheint tröstlich, wenn keine erfolgreichen Schritte gelingen. Doch häufig bleibt der Erfolg deshalb aus, weil erst gar keine Schritte unternommen wurden. Zu gerne wird der beliebte Spruch als Ausrede benutzt, um keine Schritte machen zu müssen.
Wir benötigen sicherlich Ziele, die nicht immer leicht zu erreichen sind, uns über unsere Grenzen hinaus fordern und voranbringen, so wie ein Bergsteiger zu neuen Gipfeln gelangt. Auf diese Weise wird sich der konditionierte Geist aus seinen Fesseln befreien und sich neu orientieren, statt in einengenden Strukturen steckenzubleiben. Dadurch entstehen Verhaltensweisen, die uns niemand hätte empfehlen können und die auch nicht in Büchern zu finden gewesen wären. In eine solche Kategorie ließe sich beispielsweise das Essverhalten einordnen. Oder auch das Bedürfnis, Yoga-Übungen solange zu praktizieren, bis ein überzeugendes Ergebnis entsteht. Oder wir lassen Verhaltensweisen zu, die niemand vorher selbst für möglich gehalten hätte, uns aber überzeugend guttun.
Es könnte so einfach sein: Leben nach Verhaltensregeln
Verhaltensweisen stehen nach Patanjali an erster Stelle, noch vor den Asanas. Diese Regeln als Bedürfnis und nicht als lästige Pflicht zu empfinden, ist selbst für Yogalehrende eine Herausforderung, die nicht alle bewältigen. Für Yoginis oder Yogis aber sind die wirksamen Verhaltensweisen die Ergebnisse erfolgreicher Selbstfindung. Die realisierten Ergebnisse deuten auf ein starkes Interesse hin, ohne das ein Durchbruch in ein karmareduziertes Leben nicht möglich gewesen wäre. Alles ergibt sich aus dem Loslassen spannungsreicher Zustände ganz wie von selbst.
Probleme werden allzu selten genau genug wahrgenommen und können folglich auch nicht wirklich losgelassen werden. Der gefährliche innere Druck wird leider oft als Normalzustand gerechtfertigt und dadurch erhalten. Der denkende Geist bildet sich ein, alles sei gut – dabei wäre ein Ausgleich in den Nerven längst überfällig gewesen, er konnte sich aber nicht realisieren, weil die Grenzen der Belastbarkeit deutlich überzogen wurden. Das ist fatal! Denn das daraus folgende Leid wird sich Ausdruck verleihen, obwohl es hätte verhindert werden können.
Der Schmerz, ein deutliches Signal
Erst wenn wir mit dem Schmerz konfrontiert werden, hervorgerufen durch die selbsterzeugte Wirklichkeit, besteht die Chance, dass sich in unserem Bewusstsein etwas wandelt. Möglich auch nur deshalb, weil in vielen Fällen der Schmerz unerträglich geworden ist. Das könnte schlimmstenfalls, wie in unserem Umfeld oft zu beobachten ist, in den vorzeitigen, unfreiwilligen Tod führen.
Über die tatsächlichen Ursachen solcher sehr häufig auftretenden Schicksalsschläge können weder Röntgenbilder noch Computertomographien Aufschluss geben. Das ist nicht verkehrt zu verstehen. Computertomographien liefern heute sehr gute Aufnahmen von Symptomen, also dem Ist-Zustand, doch die Entstehungsgeschichte und den emotionalen Werdegang zeigt so eine Aufnahme keineswegs an. Wie hat die persönliche Vergangenheit zu dem bestehenden Symptom geführt? Wie und wodurch hat sich das Symptom entwickelt? Antworten auf diese Fragen bilden die grundlegenden Erkenntnisse, die der Betroffene braucht, um die unerwünschten, leidvollen Spannungen wieder zu lösen.
Die gute Nachricht: Ein Wandel ist möglich
Solange unser Körper lebt, bestehen viele Möglichkeiten eines Wandels. Vom Schicksal getroffene Menschen können sich durch entsprechende Willenskraft in ein neues Leben mit einer sensibleren Wahrnehmung für sich selbst bewegen. Erst in einem wiedergefundenen Leben werden uns die eigenen Lebensenergien bewusst sein, und wir werden sie entsprechend wertschätzen und dadurch auch erhalten. Wir verstehen nun, wie extrem abhängig unser Dasein von ausgeglichenen Lebensenergien ist.
In einem noch unbewussten Lebenswandel überschreiten wir die Grenzen des Möglichen im Umgang mit unserem eigenen Wohlbefinden immer wieder, ohne es auch nur zu wissen. Gesunde Funktionen von Körper und Geist, die wir uns alle wünschen, bedürfen der Wahrnehmung, der Zuwendung und der Kontrolle. Es gibt dabei nichts Mechanisches. Das Gefühl lügt nicht, und es ist weise, sich nach ihm zu richten.
Lebensenergie statt Pillen
All das, was Medikamente für uns bewirken können, kann auch unsere Lebensenergie für uns tun und dazu noch in einem viel größeren Umfang. Menschen werden niemals in der Lage sein, eine Tablette herzustellen, die die Intelligenz unserer körperlichen Naturkräfte übersteigt. Transparent werden diese Zusammenhänge für jene, die einen erfolgreichen Wandel erzielen konnten.
Menschen erforschen ferne Galaxien und erfinden die kompliziertesten technischen Geräte. Die allerwertvollste Erscheinung der Natur hingegen, der Mensch selbst, bleibt in Bereichen, auf die es ankommt, unerforscht. Und das, obwohl wir uns selbst am nächsten sind.
Symptome leben von Sünden, Verhaltensregeln lösen sie – wenn wir uns daran halten. Sind notwendige Maßnahmen für eine Regenerierung noch nicht beachtet worden, wird die Anwendung von Asanas weitgehend erfolglos bleiben. Unausgeglichene Menschen verfügen über ein mächtiges Aggressionspotenzial, das ihre ausgeglichenen Mitmenschen täglich abzufangen haben. Im Straßenverkehr, auf dem Bürgersteig, auf Versammlungen, am Telefon, im Internet.
Mit Asana, Pranayama und Meditation zu innerem Frieden
Damit wir all diese Zusammenhänge begreifen, bieten Asana, Pranayama und Meditation eine absolut sinnvolle Voraussetzung. Ein Leben mit Yoga bringt Fülle und Frieden. Ein Zustand, nach dem wir alle streben. Der innere Frieden will täglich aufwendig erobert werden. Wertvolle Verarbeitungsprozesse löschen die Vergangenheit. Es gibt keinen Seelenfrieden ohne Vergangenheitsbewältigung. Ohne den Zwang von Erinnerungen, Wünschen, die auf Unzufriedenheit beruhen, oder sonstigen trickreichen mentalen Prozessen bleibt unser Geist klar und ungetäuscht.
So wird der Blick frei für existentielle Dinge, die für einen verschleierten Geist schlecht zu definieren sind. Mit Frieden schauen wir auf das, was uns alle erwartet. Dimensionen, die existieren, die ein konditionierter Geist aber nicht erdenken kann und somit mystisch bleiben.
An erster Stelle steht nun der Ausgleich der Nerven. An zweiter Stelle folgt der Sauerstoff-Stoffwechsel. Der Flüssigkeitsstoffwechsel nimmt den dritten Rang ein, und abschließend dann macht der Nahrungsstoffwechsel erst wirklich Sinn. Ganzheitliche Gesundheit regelt alle Stoffe in Richtung Freude, die von innen kommt. Leidvolle Spannungen werden auf diese Weise ferngehalten. Nur der Tod lässt sich dadurch nicht verhindern.
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