Wird das körperliche oder seelische Wohlbefinden von inneren Störungen beeinträchtigt, ist es an der Zeit, dem entgegenzuwirken.
Wer sein Befinden gut beobachten kann, bemerkt oft zuallererst ein Nachlassen seiner Verdauungskraft, z. B. Völlegefühl, Appetitlosigkeit, Säuerungsprozesse, Blähungen usw. Wirklicher Hunger bleibt aus. Gelüste, Gewohnheitsmahlzeiten oder Frustessen sind nicht mit Hunger zu verwechseln.
Das Agni (Verdauungsfeuer) ist abgeschwächt. Die Nahrung kann von den Organen nicht mehr ausreichend in Energie verarbeitet werden. Es kommt zu Unwohlsein, kalten Füßen, Sodbrennen, Gelenksproblemen oder sonstigen Erscheinungen, auch Migräne oder Depressionszuständen.
Um das Agni zu stärken, dürfen wir die Verdauung nicht weiter belasten. Entlastung ist jetzt der hilfreiche Weg.
Fasten ist eine Methode, die mit großer Wahrscheinlichkeit zum Erfolg führt. Wenn das nur nicht so schwierig wäre! Fasten wirkt extrem, und es entstehen starke Selbstheilungskräfte. Zu bedenken ist, was nach dem Fasten geschehen soll. Wenn wir nicht in alte Essgewohnheiten, die mit Sicherheit wieder zu Problemen führen würden, zurückfallen wollen, bedarf es einer ganz neuen Strategie.
Mit Hilfe von Viveka, der Unterscheidungskraft, finden wir heraus, was unser Körper wirklich braucht und was er nicht braucht. Damit erforschen wir unser individuelles Hungergefühl. Machen wir uns frei von modernen, kurzlebigen wissenschaftlichen Erkenntnissen.
Im Falle von Verdauungsschwäche kommt Hunger lediglich einer lähmenden Gewohnheit gleich. Ein solcher Hunger ist kraftlos und nicht mehr in der Lage, aufgenommene Nahrung vollständig zu verarbeiten. Wir lassen nun so einen abgeschwächten Hunger zu und werden bemerken, wie kurzlebig er ist. Leider wird gerade dieser Scheinhunger, der oft noch zu den Verdauungsprozessen gehört, als unerträglich wahrgenommen. Ein Riegel, etwas Obst oder sonstiger Kaloriennachschub beendet oft viel zu früh alle noch notwendigen Verarbeitungsprozesse, die notwendig wären, das Agni wieder zu kräftigen.
Wenn wir den Scheinhunger von wirklichem Hunger deutlicher unterscheiden könnten, fiele es uns wesentlich leichter, unseren notwendigen Bedürfnissen zu folgen.
Im Prinzip setzen nun rasch die ersten Selbstreinigungsprozesse ein. Sie beginnen erst einmal damit, noch Unverarbeitetes zu regeln. Später begibt sich die Selbstreinigung an die Altlasten. Das können Säureablagerungen sein in den Gelenken oder Depots von belastenden Fetten, z. B. in der Nähe der Bauchspeicheldrüse. Was während einer solchen Selbstreinigung im Körper im Einzelnen genau vor sich geht, kann niemand hundertprozentig sagen. Tatsache ist, dass sich zunehmend ein Wohlbefinden einstellt.
Weniger ist offensichtlich mehr.
Es mag uns schwerfallen, diese Verhaltensregel einzuhalten, denn sie verlangt von uns, dass wir uns nicht nur für einen begrenzten Zeitraum nach den wahren Bedürfnissen unseres Körpers richten, sondern dies auch noch ein Leben lang fortsetzen. Denn wer in alte Gewohnheiten zurückfällt, kann davon ausgehen, dass sich alte Leiden erneut einstellen. Die Bedürfnisse des Körpers verändern sich und bleiben niemals gleich!
Nach der Selbstreinigung des Körpers, was bis zu fünf Monate dauern kann, folgt der Aufbau. Nachdem die Altlasten vom Körper selbst bewältigt worden sind, setzt die Phase der Mineralisierung ein. Ein neues Leben beginnt.
Entsprechende Hungervariationen müssten weiterhin ernst genommen werden. Dabei wird jetzt wichtig, nicht nur etwas wegzulassen, sondern sich das Richtige zuzuführen. Nichts ist mehr so, wie es einst war. Wer während eines solchen Wohlbefindens Asanas und Pranayamas übt, wird seine Kundalini mit Leichtigkeit in die tiefsten Tiefen seines Körpers bewegen. Dazu gehören die Knochen, das zentrale Nervensystem und die unendlichen Tiefen des Gehirns.
Während einer solchen Selbstdisziplin bleibt der Darm funktionsbereit und wird seine vitalen Bakterienstämme ständig erneuern. Es entsteht ein mächtiges Immunsystem, dem nichts Unbrauchbares mehr entgleitet. Simple Darmspülungen sind in so einem Fall überflüssig.
An dieser Stelle wird verständlich, dass oberflächliche Diäten, die oft überhaupt nichts mit wahren Bedürfnissen zu tun haben, sondern allenfalls mit kurzfristigen Kopfentscheidungen, keine zufriedenstellenden Ergebnisse liefern können.
Die beschriebenen Reinigungsprozesse bedürfen der dauerhaften Kontrolle eines beständigen Beobachters. Das lässt sich im Laufe des Lebens erlernen. So etwas ist völlig undogmatisch und folgt ausschließlich den individuellen Bedürfnissen.
Auf diese Weise legen wir einen roten Teppich aus, auf dem sich unsere Lebensenergie gerne bewegen wird.