Die meisten Menschen, die unter selbst verursachten Beschwerden leiden, wollen nicht sehen, dass zwischen ihren Symptomen und dem eigenen Verhalten ein Zusammenhang besteht. Obwohl ihre Verhaltensweisen bei näherer Betrachtung eine eindeutige Aussage liefern, weisen die Betroffenen die Möglichkeit eines eigenen Verschuldens empört zurück. Ohne Offenheit und Einsicht allerdings kann sich im konditionierten Geist nicht die Wende vollziehen, die notwendig wäre, um biochemische Prozesse im Körper positiv zu verändern.
Wer immer wieder tief entspannt – das ist nur möglich im Umgang mit den Nerven – weiß, dass bei neurophysiologischen Harmonisierungsprozessen sensible Reaktionen möglich sind, die eine einzigartige Chance bieten. Aus diesen Selbsterfahrungen lässt sich das Wissen, das zugleich Praxis bedeutet, ableiten. Jeder Mensch ist dabei sein eigener Proband und kann die selbstbewirkten Veränderungen am eigenen Leib wahrnehmen.
Selbsterfahrungen sind ausschließlich individuell. Sie lassen sich nicht auf Mitmenschen mit ähnlichen Problemen übertragen. Wenn es darum geht, anderen gute Ratschläge zu erteilen, zählt vorrangig die Ausstrahlung einer Person, der eine Harmonisierung in und durch sich selbst gelungen ist. Ungeübte und damit Unerfahrene hingegen können in dieser Hinsicht nicht überzeugen. Bloßes Wissen ist noch lange kein Bewusstsein.
Unbequem, aber hilfreich: die ehrliche Selbstanalyse
Aber zurück zum Thema. Wie würden Sie sich selbst einordnen, wenn es um die Frage des Sündenkontos geht? Wie offen und ehrlich sind Sie wirklich mit sich selbst? Wie ausgeglichen ist Ihr Seelenleben? Können Sie dazu klare Aussagen machen? Oder überlassen Sie Ihr Gewissen dem Schicksal? Wie selbstreflektiert sind Sie Ihrer Meinung nach?
Die Antwort auf diese Fragen gibt nicht der intellektuelle Geist. Dieser wird zur Ruhe kommen müssen, damit der wahrnehmende, spirituelle Geist den maßgeblichen Ist-Zustand feststellen kann. Dabei treten oft schockierende Erkenntnisse zutage, die wir nur allzu gerne wieder verdrängen möchten. Sie sind aber erforderlich, um eine Wende in Gang zu setzen. Kognitive Fähigkeiten dieser Art werden auch als spirituelle Intelligenz bezeichnet.
Yoga ist und bleibt eine lebenslange Selbstreflexion. Wer konsequent und mit der nötigen Offenheit übt, hat die Chance, sich selbst immer besser kennenzulernen. Das führt letztlich dazu, dass der Übende sich mehr und mehr von der Norm abwendet, die in der sogenannten gutbürgerlichen Verhaltenskultur vorgegeben und allgemein anerkannt ist. Stattdessen wird er seine eigenen sinnvollen Verhaltensregeln entwickeln.
Selbstreflexionen bringen Ordnung und Klarheit. Beides überträgt sich direkt auf unser Umfeld.
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