Unbewältigtes Karma ist kräftezehrend und kann den vorzeitigen Tod herbeiführen. Wir verbrauchen fortwährend wertvolle Lebensenergie, statt sie zur Erfüllung unserer tiefsten Sehnsüchte umzuleiten. Für ein beschwerdefreies, glückliches Leben bleibt kaum etwas. Die volle Wirkung des energieraubenden Karmas ist niemandem wirklich bewusst, wir kennen seit der Geburt nichts anderes. Das ist eine mächtige Gewohnheit.
Dabei hat die Natur für uns ein Wohlbefinden mit gigantischem Ausmaß vorgesehen. Urlaube, Kuren oder ähnliche Erholungsweisen sind nicht dazu geeignet, unser Karma zu lösen. Das ist verständlich für jene, die sich auf den Weg begeben haben, um mehr über ihre eigenen karmischen Zusammenhänge herauszufinden. Der indische Gelehrte Patanjali stellt in seinen Yoga-Sutras dar, wie wir durch die richtige Art des Umgangs mit uns selbst die leidvollen Spannungen (Kleshas) abtragen können. Doch herausfinden müssen wir es selbst.
Die Kraft erwächst aus der Ruhe
Die yogischen Schriften enthalten vielfältige und präzise Aussagen über den Weg, der in Samadhi (Körper, Seele und Geist in Einklang) mündet. Fehlt jedoch das Interesse an dieser tiefergehenden Wirkung des Yoga, bleibt oft alles beim Alten. In einer auf Asanas reduzierten Übungsweise, wie sie bei uns im Westen üblich ist, beschränken wir uns zu oft auf Entspannungstechniken, die uns nur zur Ruhe bringen. Sie führen uns jedoch nicht in die aus der Ruhe entstehende Kraft, die notwendig ist, um karmische Spannungen auszugleichen. Das bedeutet: Die Ruhe ist nicht das alleinige Ziel, sie ist vielmehr der Ausgangspunkt für weitere Entwicklungen.
Ohne diese Kraft bleibt Kundalini latent; sie ruht zusammengerollt und schlummernd am Steißbein der erdbezogenen Basis unserer Wirbelsäule. Wie nun genau sich die Schlange der Lebensenergie in uns bewegen würde und wie sie auf ihrem Weg vom unteren Chakra hinauf zu den höher gelegenen Energiezentren unserer Lebensachse ihre optimale Entfaltung realisieren könnte, dieses Wissen bleibt für die meisten von uns ein Geheimnis.
Doch wir haben die Möglichkeit, uns aus der Unwissenheit herauszubewegen. Das hört sich alles recht aussichtslos an – und leider ist es das häufig auch. Die Vergiftung der Umwelt hat zuallererst in unseren Köpfen und Körpern stattgefunden. Erst dadurch haben wir den zutiefst unbewussten Wahnsinn an unsere Mitmenschen und an die Natur weitergegeben.
Nur der unkonditionierte Geist erkennt die Wahrheit
Menschen halten sich selbst für unfehlbar. Dazu gehört jeder einzelne von uns. Ein zu lange anhaltender Überfluss macht uns übermütig. Demut entsteht aus dem Entbehren dessen, was uns im Grunde schadet. Dass wir den Irrglauben, in dem sich viele von uns befinden, durchschauen können, verhindert permanent unser konditionierter Geist, der es schwer hat, das Richtige vom Falschen zu unterscheiden. Der toxische Zustand menschlicher Körper leuchtet uns erst dann ein, wenn sich Kundalini durch erfolgreiche Bemühungen in Bewegung setzen kann. Auf ihrem Weg in die unendlichen Tiefen eines menschlichen Körpers fügt sie zusammen, was zusammengehört, und leitet aus, was nicht hineingehört.
Der befreiende Prozess macht uns erst dann klar, wie eng es in uns gewesen ist. Ohne den Einfluss von Kundalini befinden wir uns Tag für Tag auf der Suche, befriedigen unsere Süchte, weil wir nichts Besseres finden, oder reduzieren uns mit Überzeugung, bis sich Mangelerscheinungen einstellen. Wenn wir in dieser Weise mit uns selbst umgehen, setzt sich das Karma uneingeschränkt fort.
Der Weg zur Auflösung des Karmas führt nach innen
Mehr zu nehmen als zu geben ist nicht das Ziel. Doch Völker, die Umweltgifte erzeugen, lassen sich nicht zum Umlenken bekehren. Jeder Einzelne von uns muss bei sich selbst beginnen. Der Mensch ist ungläubig. Vor allem aber glaubt er nicht an sich selbst. Gleichzeitig verehrt er Götter und spirituelle Meister, statt selbst zum Meister zu werden. „Ein ganz schön hoher Anspruch“, werden Sie jetzt sagen. Warum so bescheiden? Worauf können wir zum Schluss oder gar jetzt schon zurückblicken? Welche Flüsse sind wir aufwärts geschwommen, und welche Meere konnten wir erreichen, um ein problemloses Leben zu führen und zum Schluss erfüllt sterben zu können? Das Lösen unseres Karmas, das nur durch Kundalini alleine möglich ist, gehört zu unseren großen Lebensaufgaben. Erst ein vom Karma befreiter Mensch lebt in Einklang mit sich selbst und der Natur. Er wird kein neues Karma erzeugen.
Wir möchten den äußeren unendlichen Kosmos erforschen, um den Ursprung allen Seins zu ergründen. Dabei haben wir noch nicht einmal unseren eigenen inneren Kosmos verstanden, obwohl dieser so viel näher liegt. Wir wissen zu wenig über eine kalziumreiche Versorgung unserer Knochen, über den lebenswichtigen Ausgleich unserer Nerven. Wir wissen zu wenig über uns selbst, über Verhaltensweisen, mit denen gesundheitliche Probleme ausgeglichen werden können. Der Zufall hat uns voll im Griff. Ohne ein entsprechendes Bewusstsein bleibt nur die Hoffnung, während uns Ängste und Unwissenheit weiter begleiten. Das bedeutet: Der Weg zur Lösung unserer Probleme, zur Auflösung unseres Karmas führt nach innen. In einem Leben voller gerechtfertigter Ablenkungen gibt es keinerlei Einsicht für die Wirklichkeit.
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Höhle: Alexander Fradellafra; Kirschbaum: wal_172619; Birkenstämme: Free-Photos; Tulpen: Jill Wellington