Unachtsame Menschen profitieren, ohne es zu wissen, von den achtsamen, denn Letztere nehmen mehr wahr und sehen mehr voraus. Der Achtsame rechnet mit den Folgen, die aus der Unachtsamkeit erwachsen, und er leidet unter dem, was andere in ihrer Unachtsamkeit anrichten, mit vollem Bewusstsein. Dieser Diskrepanz sind wir täglich ausgesetzt, im Straßenverkehr, in Gesprächen, bei der Arbeit, in der Politik und auch im Privatleben.
Die Yoga-Praxis bietet einen Weg der Achtsamkeit. Zunächst einmal sensibilisieren wir unsere Achtsamkeit in Bezug auf den Körper und die Kundalini (Lebensenergie). Einerseits lernen wir so, uns besser abzugrenzen, andererseits gelingt uns das Zulassen von Dingen oder Situationen, die uns bereichern, wesentlich leichter. Der individuelle Selbstwert steigt. Mit dieser positiven Eigenschaft können wir anderen Menschen offener begegnen.
Jeder von uns erwartet, respektvoll behandelt zu werden. Das scheint selbstverständlich zu sein. Aber es gibt sehr viele Menschen mit einem mangelndem Selbstwertgefühl und einer unzureichenden Erziehung, und beides kann in einem schlechten Benehmen anderen gegenüber zum Ausdruck kommen.
Dieser Bewusstseinszustand lässt sich der Unwissenheit oder der Unachtsamkeit zuordnen. Wenn jemand so aufgewachsen ist, kennt er es nicht besser. Zu beobachten ist jedoch, dass sich niemand in einer solchen Haut wirklich wohlfühlt, und das hinterlässt unangenehme Spuren in unserer Gesellschaft.
Um zu vermeiden, dass wir uns unachtsam verhalten, Dissonanzen in uns hineinfressen oder an unseren Nächsten ableiten, ist es von Vorteil, Yoga zu praktizieren, denn Yoga stärkt den Charakter.
Solange ein Mensch sein Seelenpotenzial nur bedingt entfaltet hat, bleibt eine unbewusste Sucht nach der Verwirklichung des vollen Potenzials. Wird sich jemand dieser Sucht bewusst, hat er gute Chancen, daran zu arbeiten. Zur notwendigen Einsicht zu gelangen, erfordert oft schon einen langen Weg, und ebenso braucht es viel Zeit und Überwindung, tatsächliche Veränderungen einzuleiten.
Frieden zu schaffen für sich und den Frieden an andere weiterzugeben, ist sinnvoll, und nur das kann unsere Zukunft bedeuten. Sowohl die Bhagavad Gita als auch Patanjali haben den Begriff „Ahimsa“ geprägt: die Gewaltlosigkeit. Ahimsa, eine grundlegende Verhaltensweise, erzeugt kein neues Karma und erscheint den meisten von uns selbstverständlich. Doch auch Menschen, die mit ihrem Verhalten anderen und letztlich sich selbst schaden, kann Ahimsa durch Yogaübungen zugänglich gemacht werden.
Yoga baut Spannungen ab
Jemand, der engagiert Yoga übt, baut innere Spannungen ab, statt sie auf seine Mitmenschen zu übertragen. Man beginnt, Verantwortung für das eigene Wohlbefinden zu übernehmen, und erwartet nicht mehr, dass andere dafür zuständig sind. Statt Hass entsteht Frieden.
Dies gilt nicht nur für Menschen mit problematischem Verhalten. Jeder von uns leidet an seinem Karma. Doch kein Arzt, kein Therapeut und keine Krankenkasse können uns unsere karmischen Belastungen abnehmen.
Schon ein einziger Mensch, der es geschafft hat, sich von Hass und Spannung zu befreien, bereichert sein Umfeld extrem positiv. Er wird als angenehm wahrgenommen, und seine Ausstrahlung tut einfach gut. Welchen Grund gibt es noch, in der Spannung zu verharren, wenn der Ausgleich greifbar ist?
Kein Gebet, keine Pilgerreise ist von Nutzen, solange wir nicht mit festem Willen zur Tat schreiten und für unser Wohlbefinden selbst die Verantwortung übernehmen. Jedes Leistungsprogramm wirkt kontraproduktiv, solange wir nicht wissen, wozu wir es durchführen. Dient es vielleicht nur zur Fortsetzung unseres Egotrips? So berauben wir uns selbst des Atems.
Der Terror in der Welt bestätigt, wie groß der Mangel an Selbsterkenntnis ist. Selbst religiöse Bemühungen können scheitern oder werden im Namen eines Gottes für die eigene Ohnmacht benutzt, um andere bewusst zu schädigen.
Nur wenige Menschen begreifen diese Zusammenhänge und beginnen, statt ihrer Aggressionshormone den Entspannungsnerv zu aktivieren. Eine Yogini oder ein Yogi schaffen einen harmonischen Ausgleich und verbreiten durch ihre Aura Frieden in ihrem Umfeld.
Der Weg zu einer besseren Welt liegt nicht im Außen, sondern beginnt in unserem Inneren.