Warum Gedanken zur Ruhe kommen sollen

Jiddu Krishnamurti, der indische Philosoph, sagte in einem seiner Gespräche in dem schweizerischen Ort Saanen: Der Gedanke ist ohne Liebe.

Das ist eine erschütternde Aussage, die wir vielleicht erst einmal so stehen lassen sollten. Gedanken können sehr relativ, zugleich täuschend und irreführend sein. Verlässliche, präzise, vertrauensvolle, hilfreiche und vor allem klare Gedanken sind etwas Besonderes. Das sagt etwas über die Unzuverlässigkeit unserer Gedanken aus.

Der Unruhezustand unserer Gedanken hängt von dem Energielevel unserer Nerven ab. Unter dem Einfluss starker Nerven realisieren sich entsprechend umgängliche Gedanken. Nerven, die sich in einem Schwächezustand befinden, führen deutlich eher in ein „genervtes“ Gedankenspektrum. Ein ausgeglichenes Nervensystem ist maßgeblich an der Gesinnung von Gedanken beteiligt.

Mit ausgeglichenen Nerven zu klarem Denken

Wie aber lassen sich unsere Nerven ausgleichen? Zu dieser Thematik verfügt die klassische Yogabibliothek über eine Vielzahl lesenswerter Schriften. Deren Aussagen beruhen grundsätzlich auf soliden und bewährten Übungserfahrungen. Es bedarf keines Medikaments. Vielmehr liegt die wirksamste Vorgehensweise in jedem von uns selbst. Über diese Thematik lässt sich auch nicht diskutieren. Der denkende Geist wird zur Ruhe kommen müssen, damit der unbelastete, nicht denkende Beobachter den Selbstversorgungsprozess erfolgreich durchführen kann. Der denkende Geist allein erzielt in dieser Richtung keine Erfolge.

Gedanken, gleich welcher Art, verhalten sich energieaufwendig. Dennoch findet leistungsorientiertes Denken große Anerkennung, vor allem dann, wenn die Gedanken klar, zuversichtlich und zielorientiert sind. Doch wie lässt sich eine starke Denkstruktur realisieren? Und wie würde sich gleichzeitig eine Überforderung wie zum Beispiel ein Burnout vermeiden lassen? Sogenanntes Abschalten, die Erholung am Wochenende oder im Urlaub schaffen diesbezüglich keine nachhaltige Besserung.

Ausgleich durch energetisches Atmen

Der Ausgleich unserer Nerven ist eine Pflicht. Er wird erreicht durch energetisches Atmen. Es ist sinnvoll, ja, geradezu unerlässlich, den Körper durch angemessene Asanas solange vorzubereiten, bis der Atem nicht nur leichter und gleichmäßiger fließen kann, sondern gleichzeitig unter der uneingeschränkten Kontrolle der Hypophyse steht (Darshana). Das Nervensystem stellt sich auf diese Weise auf einen Energie-Selbstversorgungsprozess ein.

Der wahrnehmende Nerveneinfluss ist in der Lage, den Atem bewusst, gleichmäßig und über längere Zeit, etwa zwei bis drei Stunden, zu bewegen. Gleichzeitig bewahrt sich der Nerv seine Präsenz, um den lebensnotwendigen Ausgleich völlig ungestört fortsetzen zu können. Hindernisse, Ablenkungen oder Abwesenheit stellen Störungen dar, über die sich der stabile Nerveneinfluss hinwegsetzen kann.

Wer sich in der Übungspraxis gut auskennt, wird bestätigen, wie sehr uns bereits ein einziger Gedanke in Themen verstrickt, die das energetische Atmen auf unwirksames, unkontrolliertes Atmen reduziert. Wir atmen so, wie wir denken. Problembehaftete Gedanken können den Atem sogar bis zum Stillstand führen. Zu einem solchen Zeitpunkt ist ein Loslassen nicht mehr möglich. Kein Medikament kann Besseres bewirken als unser Nerv selbst: Hilf dir selbst, so hilft dir dein Nerv.

Gedanken voller Liebe

Übungen dieser Art müssen keinesfalls als ungewöhnlich betrachtet werden. Der Westen sollte aus dem yogischen Wissen indischer Meister lernen. Das Atmen ist und bleibt eine der wirksamsten Energieübungen, die unsere Natur aufweist. Unabhängig, effizient, einfach, bravourös. Die befreiende Freude, die ganz natürlich von innen heraus entsteht, ist überzeugend und wird deutlich von der jeweiligen Person ausgestrahlt.

Es ist also entscheidend, keinen einzigen Gedanken zu haben, der den lebensnotwendigen Nervenausgleichprozess in irgendeiner Weise stört. Sind unsere Nerven erfolgreich bis zu einem befreienden Ausgleich geführt worden, so stehen uns die Gedanken zum Denken zur Verfügung. Wir denken die Gedanken, niemals denken die Gedanken uns. Auf diese Weise kann sehr wohl ein Gedanke voller Liebe sein.

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