Hatha Yoga, ohne ausreichende Wahrnehmung betrieben, ist wie ein Fußballspiel ohne Schiedsrichter. Die yogischen Essenzen liegen im Jnana Yoga.
Wer aufmerksam und mit wirklichem Interesse die Inhalte der letzten Texte verfolgt hat, wird Zusammenhänge verstehen und Erkenntnisse gewinnen, die für die Rückbildung eigener Symptome hilfreich sein können.
Doch das ist noch längst nicht alles. Die Wurzeln des Yoga liegen nicht im Hatha Yoga. Verhaften wir im Hatha Yoga, wird es uns nur sehr zögerlich gelingen, zu dem vorzudringen, was tief im Bewusstsein eines jeden von uns als absolutes Lebensziel (Dharma) angelegt ist und zugleich verwirklicht werden möchte. Nichts ist spannender als die eigene Wahrheit.
Unser Körper besteht nicht aus Knochen und Muskeln allein. Die stärksten Einflüsse für uns kommen aus seelischen und emotionalen Bewegungen. Weise ist, wer auf sein Seelengespür hört und es in seinen Bemühungen als grundlegenden Wegweiser versteht und anwendet, etwa, wenn es darum geht, die Bewegungsgrenzen des Körpers wahrzunehmen.
Übungen in diese Richtung verlaufen über unser gesamtes Leben hinweg. Bis uns der eigene Tod, das letzte große Loslassen, die Vollendung unseres gesamten Lebenswerks vor Augen führt. Das bedeutet, dass unser Leben, das mit dem Tod endet, einen Loslassprozess darstellt; man könnte auch sagen, wir lernen zu sterben. Da wir nun doch eher gerne festhalten, statt loszulassen, bilden sich in uns unweigerlich Ängste und Symptome, die unser Leben belasten.
Die Kombination aus Hatha Yoga und Jnana Yoga ist ideal. Erkenntniskräfte, die durch Letzteres entstehen, geben Ersterem die entsprechende Tiefe. Unser Körper ist nicht robuster als die Seele. Ohne ganzheitliche Wahrnehmung lassen sich oft genug nur die Symptome behandeln, deren Ursprung bleibt jedoch verborgen. Wem es aber gelingt, den Ursprung zu erkennen, verändert sein Verhalten. Das bedarf einiger neuer Einsichten und der Änderung von Gewohnheiten.
Mit Hilfe eines flexiblen Orientierungssinns und einer Art konstanter Achtsamkeit (Satipatthana) kann der Weg zurück zum Ursprung, dem Beginn einer jeden Schwierigkeit, gefunden werden, und weiter dorthin zurück, wo wir uns einst ohne Leid befanden. Nach diesem Zustand suchen wir unaufhörlich. Es gibt nur diese eine Suche. Das, was wir suchen, lässt sich jedoch durch Abhängigkeiten und Süchte niemals finden. Wir bleiben unerfüllt, solange wir das Vertrauen in uns selbst nicht zurückgewonnen haben.
Unser Körper drückt sich durch seine Seele aus. Während eines Körperprogramms erhalten wir pausenlos Informationen aus unserem Seelenkörper (Atem). Auswirkungen, die durch Jnana-Übungen entstehen, machen den Zusammenhang zwischen Seele und Körper verständlicher. Solche aussagekräftigen, individuellen Erkenntnisse bringen uns definitiv voran. Wir gewinnen auf diese Weise unser Vertrauen, mit dem wir eben auch körperliche Zusammenhänge besser verstehen können, zurück.
Auf dem Weg zu sein bedeutet alles, und wir werden unterwegs deutlich an unsere Grenzen stoßen. Das ist geradezu eine Voraussetzung dafür, diese Grenzen öffnen zu können. Wird der Zusammenhang zwischen Seele und Körper verständlicher, werden wir gewiss zukünftig mit wesentlich mehr Sorgfalt, Zuwendung und Hingabe unsere Asanas praktizieren.
Das Leben im eigenen Körper ohne Symptome ist einer unserer sehnlichsten Wünsche. Um uns diesen Wunsch zu erfüllen, sollten wir bereit sein, alles dafür zu geben. Wie ein Lachs, der flussaufwärts schwimmt, um zu laichen und danach erfüllt zu sterben. Für uns bedeutet das zunächst einmal, uns ein erfülltes Leben zu erschaffen. Es reicht nicht aus, sich lediglich im Yoga etwas zu entspannen. Das wird die Langzeiterfahrung zeigen. Schließlich wollen wir ohne Medikamente und deren Nebenwirkungen auskommen.
Durch Yoga lässt sich auch raffiniert etwas verdrängen. Doch dann haben wir hoffentlich immer noch die Möglichkeit, ernsthaft unseren Weg zu beginnen. Was dann zu einem solchen Übungsweg gehört, darüber berichte ich in einem späteren Beitrag. Hilfreich sind aber auch alle bisherigen Artikel dieses Blogs.
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