Ganz an erster Stelle steht die Aussage, dass der menschliche Körper über genügend Selbstreinigungskräfte verfügt. Der Intelligenz dieser Kräfte kann der Mensch nichts entgegensetzen. Weise sind diejenigen, denen es gelingt, die Wirkungsweise der Selbstreinigungsmechanismen im eigenen Körper zu verstehen.
Die Kriyas, die Reinigungsübungen, gehören zum klassischen Yoga. Doch diese Reinigungsmethoden wirken lediglich an der Oberfläche. Der Mensch ist nicht intelligenter als die Natur. Solange der Körper Symptome zeigt, beschäftigt er sich mit etwas, das nicht zu ihm gehört. Das wäre zu unterscheiden und auszufiltern. Wenn wir nicht wirklich die Gewohnheiten loslassen, die zur Verunreinigung des Körpers führen, werden yogische Reinigungstechniken (Kriyas: Basti, Neti, Dhauti, Nauli) nichts ausrichten können. Schließlich geht es nicht nur darum, den Darm einmal sauber zu entleeren oder durch Neti die Nasenschleimhäute zu strapazieren. Es geht um wesentlich mehr als das:
Die Zellschädigung, der Knochenabbau, die Schonhaltung, diverse Allergien, Depressionszustände, aggressives Verhalten, Selbstwertstörungen, die Unfähigkeit, mit sich im Einklang zu sein, auf der Flucht vor sich selbst zu sein – die Aufzählung ließe sich noch lange fortsetzen. Diese Mangelzustände lassen sich nicht so einfach durch Darmspülungen beseitigen. Nachhaltigkeit ist der bessere Weg.
Sinnvoll ist es, das zu meiden, was krank macht. Wir folgen vertrauensvoll unserem Bedürfnis, dann müssen wir uns auch nicht mühsam überwinden. Der Knochen kann sich wieder aufbauen, Entzündungen werden bis zur kompletten Rehabilitation verschwinden, die Nerven müssen mit ausreichend Sauerstoff und Vitaminen versorgt werden, sodass der Selbstwert wieder zurückkehren kann. Das ist alles kein Problem, da unser Körper sich mit solchen Prozessen souverän auskennt. Nur muss man ihm die Gelegenheit dazu bieten. Wer meint, es besser zu wissen als der eigene Körper, begibt sich auf einen langen Irrweg.
Menschen haben zu wenig Vertrauen in sich und glauben anderen mehr als sich selbst. Es tut gut, sich helfen zu lassen, doch letztlich müssen wir unseren Weg selbst gehen. Dabei brauchen wir starke Knochen und Nerven, jedoch keinen Beckenschiefstand oder sonstige blockierende Hindernisse.
Eine tiefgreifende Körperreinigung lässt Seele, Geist und Emotion nicht unberührt. Ganz im Gegenteil, der Geist und die Emotion motivieren den Prozess und werden dadurch ebenfalls gereinigt und gestärkt.
Danach lässt sich durch Hatha-Yoga registrieren, ob sich die Bemühungen gelohnt haben und ob diese sich im Körper nun zufriedenstellend auswirken. Anderenfalls tauchen die alten Probleme immer wieder auf, rauben uns die Energie und lähmen unser Fortkommen.
Für Körper und Geist ist äußerste Reinheit geboten. Dann entsteht für unsere Seele ein geeigneter Ort, wo sie sich wohlfühlen kann. Für Ängste dagegen ist dies ein unerträgliches Milieu. Selbstheilungskräfte gedeihen ausschließlich auf seelischer Ausgeglichenheit. Wer nicht länger leiden will, wird seinen Weg finden. Er fordert Durchsetzungskraft und Flexibilität im Geiste. Worauf warten wir?
In der Yoga-Schule arbeiten wir täglich an den Grundlagen der Durchsetzungskraft aller Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Es gelingt uns nur dann, zur Ruhe zu kommen, wenn wir die Spannungen in uns kontinuierlich von Atemzug zu Atemzug abtragen. Ein ruhender Geist verfügt dann über eine beachtliche Beobachtungspräsenz und diese wiederum über eine starke Durchsetzungskraft. Ein unruhiger Geist hingegen ist schwach und kann gar nichts in dieser Richtung bewirken. Davon sind sehr viele Menschen betroffen. Ohne die Beteiligung von Geist und Emotion ist eine körperliche Reinheit nicht zu erreichen.